Zürich, 20. April 2007
Nulltoleranz Sittenzerfall

Hintergründe zur Satire

Es ist wahr: Von 2000 bis 2005 erlebte die kleine Stadt Zürich, mit weniger als einer halben Million Einwohnern, eine Blütezeit. Während andernorts Kriege stattfanden und Menschen verfolgt wurden, lebten wir in einer multikulturellen Idylle der gegenseitigen Toleranz. Zürich war eine Weltstadt, die Schwulen- und Partyszene Zürich und ihre Clubs stellten Metropolen wie New York City in den Schatten und waren weltberühmt.

Wie in allen Städten der Welt, wurden auch in Zürcher Klubs Partydrogen konsumiert. Doch man vertraute auf die soziale Kontrolle und liess die Klubs in Ruhe, solange rund herum niemand gestört wurde. Zürich begann auch die Street Parade zu schätzen: Der einzige Millionenanlass, an dem zwar Ecstasy geschluckt wurde, es (daher) aber nie zu Aggression und Schlägereien kam, wie sonst an jedem Stadtfest. (Seit 3 Jahren wird an der Street Parade Bier verkauft und seither wird auch dort geprügelt.)

2005 erlebte die Partyszene in der Spider-Galaxy die erste Razzia. Angesichts der Zustände in diesem Klub empfanden viele die Razzia als gerechtfertigt.

Mittlerweile hatte jedoch der politische Wind gekehrt. Autoraser, Kampfhunde und Jugendgewalt hatten die Bevölkerung aufgeschreckt, und die rief nun immer lauter nach Ruhe und Ordnung. Tatsächlich sind es nur wenige schwarze Schafe, die laute Schlagzeilen machen. Die Polizei musste aber Resultate liefern. Und da ihr wohl die Fähigkeit für einen chirurgischen Eingriff fehlte, griff sie zum Flächenbombardement: Statt einzelne unverantwortliche Autoraser zu fangen, reduzierte man die Toleranzgrenze der Blechpolizisten und büsst seither jeden, der mit 53 km/h den Rosengarten (Stadtautobahn) hinunterrollte. Die Nulltoleranz zeigte Wirkung: Zürich hat heute die höchsten Busseneinnahmen pro Kopf weltweit. Die Raser rasen indessen weiter...

Seit 2006 steht das Polizeidepartement unter der Führung der SP-Politikerin Esther Maurer. Und seither kennt die Regulierungswut keine Grenzen mehr. Eine Razzia folgt der andern und dank Gummiparagraphen findet sich auch überall ein Grund zur Schliessung oder zum Patententzug. Nur einige bekannte Schicki-Micki-Klubs wurden noch nie von der Polizei belästigt...

 

§17 des Zürcher Gastgewerbegesetes

"Der Patentinhaber oder die Patentinhaberin ist für die Aufrechterhaltung von Ordnung und guter Sitte im Betrieb verantwortlich."

Dieser Gummi-Paragraph gilt seit 1996 gleichermassen für Partyklubs und 5-Sterne-Restaurants und kann bei einer strengen Auslegung jedem Klub das Rückgrat brechen. Der Grundsatz "Der Gast ist König" steht leider nicht im Gesetz. Und so kann nun Sitte und Ordnung auch gegen den Willen der Gäste durchgesetzt werden. Im alten Laby hat sich nie ein Gast über sexuelle Handlungen beschwert. Sogar die weiblichen Gäste zogen die tolerante Atmosphäre der Sitte und Ordnung in Heteroklubs vor und erlebten mit uns eine wunderschöne Zeit.

« Das kantonale Zürcher Gastgewerbegesetz wird nur in der Stadt Zürich derart streng ausgelegt. Jenseits der Stadtgrenze gilt noch der gesunde Menschenverstand. »

 

Brennpunkt

Zur Zeit der offenen Drogenszene am Platzspitz Anfang der 90er Jahre wurde in der Polizei die Abteilung Brennpunkt (damals "Turicum") gegründet. In einer grossen Polizeiaktion wurde der Park 1992 von den Heroinjunkies geräumt. Diese trafen sich jedoch nur wenige Monate später wieder 300 Meter weiter im ehemaligen Bahnhof Letten, um unter den Augen der Stadt langsam vor sich hin zu sterben. Die Abteilung Brennpunkt erhielt 1995 den Auftrag, auch hier das Feuer zu löschen und in der folgenden Zeit das Aufkommen neuer offener Drogenszenen zu verhindern.

Die Löschaktion der Drogenfeuerwehr war diesmal erfolgreich und Heroin, die gefährlichste Droge der Welt, ist heute in Zürich kaum noch zu finden. Doch was macht eine grosse Feuerwehr mit Millionen Litern Löschwasser (bzw. Steuergelden), wenn die Brände ausgehen? - Sie fängt an, ungerufen Streichhölzer oder romantische Kerzen zu löschen und richtet damit einen immensen Wasserschaden an.

« Die Zürcher Drogenpolizei ist eine Feuerwehr, die statt Brände zu löschen nur noch Wasserschaden anrichtet. »

 

Partydrogen

In den 90er dominierten Bilder sterbender Heroinjunkies die Medien. Doch das ist nicht die Partyszene! An Gayparties sind die meisten Gäste über 30, gute Steuerzahler und mündige Bürger, die sehr wohl zwischen Genuss und Absturz unterscheiden können. In einer kürzlich veröffentlichten, wissenschaftlichen Studie der Universität Bristol wurde eine Rangordnung der gefährlichsten Drogen erstellt. Heroin liegt auf Platz 1. Platz 5 hält aber bereits der legale Alkohol und Tabak folgt auf Platz 9. Die illegalen Partydrogen wie Ecstasy oder Cannabis stehen ganz unten auf der Liste (Plätze 11 bis 18). Ein Expertenbericht der Eidgenössischen Kommission für Drogenfragen (EKDF) auf www.psychoaktiv.ch rät ebenfalls zu einem Umdenken in der Drogenpolitik und fordert wie wir eine Kombination aus Legalisierung, Jugendschutz und Lenkungsabgaben.

« Alkohol ist viel gefährlicher als Ecstasy. Doch bei der Gesetzgebung ist Lobbying auch viel stärker als der Verstand. »

 

Sex

Fast jeder wünscht sich guten Sex. In der Werbung ist fast alles geil und sexy, und sogar der Geiz ist geil. Der wahre Sex aber wird verteufelt. Einigen Jugendlichen platzt aus unerfüllter Geilheit und falschen Vorstellungen von Sex als Machtmittel und Frauen als Besitztum der Kragen. Es kommt zu Vergewaltigungen an Zürcher Schulen. Die Medien bauschen den Skandal weiter auf. Die Bevölkerung schreit nach Sitte und Ordnung, jedes Dökterlispiel wird zur Vergewaltigung erklärt, und die Polizei antwortet wie üblich mit Nulltoleranz und Flächenbombardement.

Statt die Jugendlichen über Sex aufzuklären, stutz man Gebüsche, durchkämmt Wälder und schliesst Darkrooms. Dabei wurde an diesen Orten nie jemand belästigt oder vergewaltigt. Es gab immer nur einvernehmlichen Sex zwischen Erwachsenen. Hauptsache, die Polizei kann ihre Statistik mit neuen Verhaftungen aufbessern. Doch die Jugendlichen vergewaltigen weiter...

« Sex ist nicht böse, aber böse wird mancher, der keinen hat. »

 

Schweizer Empfindlichkeit

In der Schweiz gelten bezüglich Sex und Jugendschutz die strengsten Gesetze Europas. Während die Entlarvung von Kinderpornoringen unbestritten wichtig ist, geht der Jugendschutz im Internet bis zur totalen Entmündigung. Bei Google reicht schon ein Klick, um den Family-Filter auszuschalten und jede Menge Pornobilder zu sehen, und bei fast jedem grossen Bruder findet sich ein Pornoheftchen unter der Matratze. Beim Gaynet-Prozess entschied jedoch das Bundesgericht, dass für Schweizer Webseiten ein Disclaimer nicht reicht, und Jugendliche unter 16 auch vor dem Anblick harter Schwänze geschützt werden müssen, wenn sie sie selbst sehen möchten. Unzählige erwachsene Benutzer dieser Online-Community wurden seither verurteilt. Treibende Kraft in diesen Prozessen ist die Zürcher Staatsanwaltschaft.

Während sich junge Holländer trotz Fensterprostitution, Space Cakes und Pornos in vielen Schaufenstern zu netten Erwachsenen entwickeln, müssen Schweizer Jugendliche offenbar derart sensibel sein, dass sie nach dem Anblick des ersten Sexbildchens im Internet gleich psychiatrisch behandelt werden müssen.

« Der Mensch ist das einzige Tier, das beim Anblick von Sexualtität in Panik gerät. »

 

Gleichbehandlung

Gemäss Zürcher Stadtpolizei sei die Gleichbehandlung gewährleistet. Das Flächenbombardement der Stadtpolizei treffe nicht nur die Schwulen: Von 50 Razzias in 2006 betrafen angeblich nur 5 schwulen Lokale. Doch wird an der Langstrasse eine Tittenschau vorübergehend geschlossen, trifft das die Heteros kaum. Die systematischen Schliessungen von Schwulenklubs hat das Angebot im Schwulen Sektor jedoch fast vernichtet. Die Auflagen sind kaum noch erfüllbar und was unter Kontrolle und polizeilicher Aufsicht noch möglich ist, erinnert eher an einen Kindergarten, als an eine Party. Dabei haben wir der Stadt nie etwas getan. Während sich regelmässig vor den Tittenbars die besoffenen Machos prügeln, waren unsere Partys immer friedlich.

« Wir sind ehrliche und nette Bürger und nicht der Staatsfeind Nummer 1. Alles was wir wollen, sind Party und Sex unter erwachsenen Menschen. Und keine Kindermädchen in Uniform! »

Nulltoleranz (Satire Teil 1)

Immer auf die Kleinen (Satire Teil 2)

Der Patriot Act von Zürich

www.zuerigay.ch