BjoernSunshine
Zurich Pride Festival am 14.+15. Juni 2019
In 10 Tagen ist Zurich Pride, oder wie man wohl zum 50 Jahre Stonewall-Jubiläum auch wieder schreiben darf: Christopher Street Day (CSD). Damals vor 50 Jahren läutete eine Revolte in der Stonewall Bar an der Christopher Street in New York die homosexuelle Befreiung ein.
Die erste Gay Pride war eine Revolte. Das muss man mal festhalten. Die Gays hatten die Nase voll, sich vor Polizei und Gesellschaft verstecken zu müssen und setzten sich erstmals lautstark und mit Fäusten für ihre Rechte ein. Wer heute glaubt, dank Online-Dating hätte jeder die Freiheit in der Hosentasche, vergisst, dass unsere Freiheit nur möglich war, weil sich früher Gays sichtbar exponiert und aktiv für ihre Rechte demonstriert haben.
Leider ist in vielen Ländern die schwule Befreiung zum Erliegen gekommen, weil die Gays von der Bildfläche verschwunden sind und sich nur noch via App in privaten Kreisen treffen. Wenn Heteros aber keine sympathischen Schwulen mehr auf der Strasse sehen, bewegt sich nichts in ihren Vorurteilen.
Das Zurich Pride Motto "Strong in Diversity" weist auf die bunte Vielfalt hin, die LGBTIQxyz zumindest in der politisch korrekten Buchstabensuppe haben, aber im Alltag kaum noch darstellen. Ich finde, wir sollten wieder sichtbarer werden, Farben tragen und selbstbewusst zu unserer Vielfarbigkeit stehen. Nur eine Gesellschaft, die auch eine äusserlich bunte Vielfalt akzeptiert, akzeptiert unsere Unterschiede im Innern.
KOMMT NACKT ZUM CSD!
Ich habe diesen Aufruf schon vor 10 Jahren gebracht und natürlich hat sich im braven Zürich (ausser mir) nie einer getraut, aber man kann sexuelle Akzeptanz nicht fordern, ohne Körperlichkeit zu thematisieren. In den letzten 10 Jahren ist Zürich im öffentlichen Raum immer prüder geworden. Die Badeshorts werden immer länger, fast nirgends sieht man noch Männer oben ohne. Im Fussball gibts dafür die gelbe Karte. Seit #MeToo wird jede körperliche Berührung zur Sexualstraftat hochstilisiert. Man tut so, als ob ein Nacktfoto im Netz jede Karriere zunichte machen und der Anblick eines nackten Penis religiöse Menschen traumatisieren könnte. Was für ein Bullshit!
Früher machten wir Sport ohne T-Shirt und hatten Sex im Park. Im alten Laby gab es noch Schaumpartys, wo hunderte glitschige nackte Körper aneinanderklatschten und sich genüsslich ineinander suhlten, ohne Angst vor sexueller Belästigung und bürokratischen Consent-Debatten. Die meisten Gays unter 30 kennen solche Gefühle gar nicht mehr. Das ist doch wirklich ein Verlust.
Es ist euer Leben und Zürich ist eure Stadt! Lasst euch nicht immer weiter zurückdrängen in eine freiheitsfeindliche Macho- und Schleier-Kultur! Gebt nicht alles auf, das wir damals mühsam erkämpft haben! Und hört bitte auf zu jammern über Buchstaben und sprachliche Spitzfindigkeiten und steht stattdessen zusammen, geniesst die bunten Farben einer vielfältigen Gesellschaft und tragt eure Farbe und Sexualität dazu bei. Lasst eure Rüstungen fallen, zeigt Haut und lasst eure Haut berühren - vom Kuscheln stirbt man nicht! Geniesst das Gefühl spontaner menschlicher Nähe, statt Kontakte nur via Handy zu pflegen! Lasst euch fallen und feiert mit uns!
Wir sehen uns an der Zurich Pride. Free Hugs for naked Bodies!